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12 Tipps...

...wie man sich als Eisenbahnfotograf garantiert unbeliebt macht

1. Der Profi macht Bilder voller Dynamik - Lok von vorne - in voller Fahrt
Dazu warte man an einem unbeschrankten Bahnübergang, bis das rote Blinklicht das Nahen des Motivs anzeigt. Dann betrete man entschlossenen Schrittes das Schlachtfeld.
Man visiere die Jagdbeute ruhig durch das Teleobjektiv an. Sobald das Motiv den Sucher ausfüllt, drücke man ab. Unmittelbar darauf begebe man sich mit einem eleganten Schritt zur Seite, ganz so, wie man es beim Spanien-Urlaub in der Stierkampf-Arena gesehen hat.
Der Lokführer zollt der Leistung im Allgemeinen Beifall - durch heftiges Betätigen des Signalhorns und durch Auslösen einer akustisch eindrucksvollen Schnellbremsung.
Über eventuell gebrüllte Unmutsäusserungen des Personals höre man hoheitsvoll hinweg - die Kerle sollen schliesslich dankbar sein, dass man etwas Abwechslung in ihren triesten Arbeitstag bringt...
2. Das Wild jagt man aus dem Hinterhalt
Die Vorbeifahrt des Zuges seiner Träume erwarte man gut gedeckt hinter einem Masten, Busch, oder was sonst gerade ausserhalb des Lichtraumprofiles steht.
Kommt der Zug, springe man mit einem eleganten Satz hervor - vorher hat man es geübt, dass man unmittelbar am Lichtraumprofil zum Stillstand kommt. Dann hebe man mit einer eleganten, fliessenden Bewegung die Kamera, etwa so, wie ein Westernheld seinen Colt zieht.
Der Lokführer ist durch die Beachtung, die man seinem Zug entgegenbringt, tief beeindruckt - mehr noch allerdings von dem Sprung in Richtung Gleis, von dem er nicht weiß, dass er ausserhalb enden soll.
Zu Beifallsäusserungen siehe Punkt 1.
3. Steam, Steel & Stars
Wer jemals diesen faszinierenden Bildband gesehen hat, weiß auch,wie schön Züge bei Nacht in voller Fahrt sein können.
Also schraube man sich seinen Super-Luxus-Mega-Blitz an die Kamera und drücke, sobald sich der Schatten des Zuges nähert, ab. Jeder Lokführer findet es langweilig, dass er nachts in die Dunkelheit starren muss, um ferne rote, gelbe oder grüne Lichter rechtzeitig zu erspähen.
Da freut es ihn, wenn ein wohlgezieltes Blitzlicht dafür sorgt, dass er sekundenlang statt dessen bunte Ringe und Flecken sieht. Ist ja auch viel schöner als ein langweiliges Signal.
4. Der (Fahr-)Gast geniesst Gastrecht - mein Haus sei Dein Haus
Als Kunde ist man König - und ein König darf jederzeit sein Reich besichtigen. Man betrete also Betriebswerke und sonstige Bahneinrichtungen grundsätzlich, ohne um Erlaubnis zu fragen. Es ist Aufgabe der dort Beschäftigten, für Sicherheit und Wohlergehen der Gäste zu sorgen.
Da die Bahn ein Dienstleistungsunternehmen ist, ist es wohl das Mindeste, dass man dafür sorgt, dass der Besucher, ohne selbst aufpassen zu müssen, das Gelände erforschen kann.
Ebenso selbstverständlich ist es, dass die Fahrzeuge im Werk nicht nach zweitrangigen betrieblichen Gesichtspunkten, sondern so, dass sie optimal fotografierbar sind, abgestellt werden.
5. Das Recht auf den freien Zugang zum Fotostandort
Haus- und Grundeigentümer haben die Pflicht, Fotografen Zutritt zu ihrem Besitz zu gewähren. Das Öffnen von Weidegattern, Befahren von Wiesen und Äckern mit mehr oder weniger geländegängigen Fahrzeugen, sowie das Roden störender Büsche sind des Fotografen angeborenes Recht.
Genauso muss man moralische Sanktionen (lautstarke abfällige Bemerkungen) gegen Hausbesitzer ergreifen, deren Eigenheim nicht als Hintergrund für die Dampflok taugt. Nur so macht man den Ignoranten klar, wer der Herr an der Strecke ist.
6. Die Warnweste - Eintrittskarte in die Welt der Profis
Auf jedem Bahnhof sieht man Bahnbeschäftigte im Gleisbereich in Warnkleidung. Genauso, wie Spoiler und Breitreifen den Rennfahrer ausmachen, die Profiausrüstung den Schlaffi zum Spitzensportler macht, befördert das Tragen einer Warnweste den gemeinen Eisenbahnfotografen zum Eisenbahner.
Dieses Kleidungsstück berechtigt zum Eindringen in Betriebsgelände, sowie zum Überqueren von Gleisen, ohne sich umzuschauen. Schließlich trägt man Warnweste und die Lok besitzt ja Bremsen...
7. Herr und Diener - vom richtigen Tonfall
Da die Bahn ein Dienstleistungsunternehmen ist, sind ihre Mitarbeiter Bedienstete. Dies ist beim Umgang mit ihnen zu beachten.
"He! Schaffner, wann fährt der Zug nach x ?!" weckt den Angesprochenen aus seinem Beamtentrott und motiviert ihn zum schnellen Antworten.
"Du! Mehmed, dreh die Lok ein paar Meter weiter, damit sie richtig in der Sonne steht - He! Verstehst wohl kein Deutsch, Du Türkischmann!" - so bringt man den Drehscheibenwärter kontrolliert auf Touren. Schließlich hat man zwei Mark in das BSW-Sparschwein in der Lokleitung geworfen, da kann man einen gewissen Gegenwert erwarten.
8. Sonderfahrten - Abenteuerspielplatz für harte Männer
Männliche Härte und Entschlossenheit beweist man bei der Teilnahme an einer Sonderfahrt. Verächtlich blicke man auf die Abartigen, die vom vordersten Wagen aus den Dreizylindersound auf Band aufnehmen. Man unterhält sich in Hörweite der Mikrofone lautstark über die nicht vorbildgetreue Maschinenschraube an der Luftpumpe.
Bei der Durchführung von Scheinanfahrten überhört man die Weisungen der Veranstalter und Bahnbediensteten. Ein richtiger Kerl sucht sich seinen Fotostandpunkt selbst - die natürliche Auslese scheidet echte Fotografen von den Weicheiern, die sich nicht trauen, ohne Erlaubnis eine Hauptstrecke zu überqueren.
9. Den Letzten beissen die Hunde - der Autoverfolger
Die beste Art, einen fahrenden Zug zu fotografieren, ist die Autoverfolgung. Diese Variante empfielt sich bei Plandampfveranstaltungen - natürlich hat man dazu nichts gezahlt, man ist ja nicht blöd und löhnt für etwas, das man auch umsonst bekommen kann.
Dabei zeigt man wieder, dass man zu der Minderheit besonders guter Autofahrer gehört, für die die üblichen Verkehrsregeln nicht gelten. Rechtzeitig am nächsten Fotopunkt zu sein, beweist, man ist ein Siegertyp. Und Radarkontrollen riecht man eh zehn Meilen gegen den Wind.
10. Museen und Ausstellungen - der Kampf gegen die Deppen
Bei allen Ausstellungen kämpft der wahre Eisenbahnfreund gegen Ignoranten, die ihm sein Vorrecht auf das Meisterbild streitig machen wollen. Entweder, man sucht konzentriert nach dem in der Fachliteratur beschriebenen Kratzer im dritten Kuppelradsatz und schon nach wenigen Minuten beschwert sich so ein Softie, ob man nicht mal zur Seite gehen könne.
Umgekehrt wagen es Familien mit kleinen Kindern, die grosse Lok aus der Nähe anzuschauen, während man sie gerade in klassischer Bellingrodt-Manier auf's Dia bannen will. Kinder haben hier nichts zu suchen, die gehören auf den Spielplatz! Und die Eltern haben sich gefälligst im Hintergrund zu halten - hier komme ICH!
Befinden sich die Deppen ausreichend weit weg, kann man ihnen auch akustisch klar machen, was man von ihnen hält. Aus der Nähe führt das evtl. zu körperlichen Schäden.
11. Souvenir, Souvenir - Andenken von der Bahn
Die DB wünscht sich zufriedene Kunden. Dazu gehört, das man beim Besuch einer Lokomotive (legal oder illegal) sich ein Andenken in Form eines oder mehrerer Buchfahrpläne und anderer Unterlagen mitnehem darf.
Der Fortgeschrittene hält sich an Fahrkurbel oder elektrische Ausrüstungsteile. Diese befinden sich schließlich zu dem Zweck an Bord, die Sammlung eines Eisenbahnfreundes zu vervollständigen. Ausserdem schätzt es der Tf, wenn sich seine Abfahrt wegen der Ersatzbeschaffung hinauszögert, er ist ja ein fauler Beamter.
12. Befolgen Sie einen oder mehrere dieser 11 Ratschläge
Seien Sie gewiss, Sie machen sich damit unbeliebt. Unbeliebt bei den Bahnmitarbeitern, bei Fahrtveranstaltern, bei Ihren Mitmenschen - und bei mir. Ausserdem helfen Sie mit, ALLE Eisenbahnfotografen unbeliebt zu machen, und ihnen die Erlaubnis zum Betreten von Betriebsanlagen zu verbieten. Und genau das ist doch offenbar das Ziel gewisser Spezialisten...

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